Geschichte

Euböa befand sich oft eher im Schatten als im Brennpunkt der Geschichte. Einer seiner Höhepunkte lag in der Antike, als es ein wichtiger Knotenpunkt im Handelsnetz des östlichen Mittelmeers war. Zwischen dem 10. und dem 7. Jahrhundert v. Chr. bestimmten der Ort Lefkandi und die beiden Städte Chalkis und Eretria mit ihren Rivalitäten die Geschicke der Insel. Sie besassen weit verzweigte Handelsbeziehungen in der Levante und gründeten Kolonien in Unteritalien und Sizilien.

 Aus dem byzantinischen Mittelalter stammen die vielen Kirchen und Klöster auf der Insel. Nach dem Kreuzzug von 1204 beherrschten zuerst lombardische Adlige und dann Venedig für viele Jahre das Eiland, das wieder zu einem wichtigen Stützpunkt im Levantehandel wurde. Ihre Wohntürme und Burgen kennzeichnen noch heute das Landschaftsbild.
Die  lange dauernde Epoche unter der osmanischen Herrschaft ist auch die am wenigsten bekannte. Schliesslich gelangte  Euböa  1833 zum neu gegründeten Königreich Griechenland und teilt seither das Schicksal dieses Landes.

Eretria. Nordturm der Akropolis.

Chalkida. Brückenkastell über den Euripos.


1000-800 v. Chr.

Lefkandi zwischen Chalkida und Eretria ist ein bedeutender Ort mit weitreichenden Fernbeziehungen in den Nahen Osten, nach Zypern und Ägypten, wovon die exzeptionellen Funde zeugen, die man in den Gräbern vor der Stadt gefunden hat. Die gut organisierte Siedlung auf dem Xeropolis-Hügel wird von einer wohlhabenden Oberschicht mit einem König (basileus) regiert.


800-700 v. Chr.

Die beiden Städte Chalkida und Eretria stehen im Wettstreit um die führende Rolle auf der Insel. Sie gründen bedeutende Kolonien auf Chalkidike, Sizilien und in Unteritalien und errichten Handelsniederlassungen in Palästina. Ihre Seeherrschaft begründet den Ruf für das «schiffberühmte Euboia».


700-650 v. Chr.

Ein wechselvoller Krieg um die fruchtbare lelantinische Ebene zwischen Chalkida und Eretria schwächt beide Städte. Die Auseinandersetzungen enden zugunsten von Chalkis.


506 v. Chr.

Chalkida wird von Athen besiegt. 4'000 attische Siedler lassen sich auf Euböa nieder.


490 und 480 v. Chr.

Eretria wird während des ersten Perserzugs unter Dareios zerstört und verbrannt.
Im Zweiten Persischen Krieg zerschellt ein Teil der persischen Flotte von Xerxes in einem Sturm am Kap Artemision an der Nordspitze Euböas und in der Bucht von Kimi auf der Ostseite.


446 und 411 v. Chr.

Euböa revoltiert gegen die drückende Oberherrschaft Athens.


410 v. Chr.

Errichtung einer ersten Brücke aus Holz über den 40 m breiten Euripos-Kanal zwischen dem Festland und Chalkida. Die beiden Brückenköpfe sind befestigt.


4. Jahrhundert v. Chr.

Euböa gerät zuerst unter böotische, dann unter makedonische Kontrolle.


um 350 v. Chr.

Aristoteles beschreibt die starken Meeresströmungen im Euripos-Kanal vor Chalkda. Sie wechseln in unerklärlichem Rhythmus je nach den Gezeiten ihre Richtung.


146 v. Chr.

Die griechischen Städte und auch Euböa geraten unter die Kontrolle Roms.


27 v. Chr.

Eingliederung in die neu gegründete römische Provinz Achaia.

330-1205

Während fast tausend Jahren gehört Euböa zum Oströmischen Reich mit Sitz in Konstantinopel bzw. Byzanz.


1082

Erste Handelsverträge Venedigs mit Byzanz, die einen freien Handel u.a. in Chalkida garantieren.


1147 und 1159

Die normannischen Herzöge Roger und Wilhelm von Sizilien plündern die Küsten Euböas.


1171

Eine venezianische Flotte belagert und erobert Chalkida.

1187 und 1199

Venedig erzwingt von Byzanz neue Handelsverträge, die neben Chalkida auch den Hafen von Karystos als Stapel- und Umschlagplatz für den Levantehandel öffnen.


1205

Nach dem Vierten Kreuzzug nimmt Bonifaz von Montferrat, König von Thessaloniki, Euböa in Besitz und übergibt sie Jakob II. von Avesnes, einem flandrischer Ritter, zu Lehen. Später wird es in die drei Baronien Oreos (heute Orei), Negroponte (heute Chalkida) und Karystos aufgeteilt und an drei veronesische Edelleute vergeben.

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Die Burg von Karystos

1209-1390

Venedig setzt sich in zahllosen Kleinkriegen gegen örtliche Barone, Genua und Byzanz durch und ist ab 1390 alleinige Besitzerin der Insel. Sämtliche wichtigen Gebiete, Burgen und Häfen unterstehen einem venezianischen Regenten. Negroponte (Chalkida) und Karystos werden zu bedeutenden Stützpunkten für den Orienthandel ausgebaut.


1390-1470

Nach einer Zeit der wirtschaftlichen Prosperität verstärken sich türkische Überfälle und anhaltende Piraterie besonders nach der Eroberung Konstatinopels durch Mechmed II. im Jahre 1453.

Emir Zade Moschee in Chalkida

1470

Sultan Mechmed II. erobert mit einem grossen Heer und der Flotte Chalkda und unterwirft die ganze Insel, die unter osmanische Grossgrundbesitzer aufgeteilt wird. Beginn der langen türkischen Herrschaft ("Turkokratie").

1688

Venedig versucht mit einem grossen Flottenverband Euböa zurüchzuerobern. Chalkida wird während dreier Monaten vergeblich belagert.

Angelis Govios 1780-1822

1821-1822

Unter der Führung von Angelis Govios versucht Euböa das türkische Joch abzuschütteln. Chalkda und Karystos werden vergeblich belagert, ein Sieg bei Vrysakia errungen.


1833

Nach den Unabhängigkeitskriegen kommt Euböa per Vertrag zum neu gegründeten Staat Griechenland.


1845 und 1848

König Otto und Königin Amalie bereisen die Insel.


1922

Vertreibung der Griechen aus Kleinasien unter Kemal Atatürk: Die sogenannte «Kleinasiatischen Katastrophe». An verschiedenen Orten auf der Insel werden Flüchtlinge angesiedelt.


1941-1944

Zuerst besetzen italienische dann deutsche Truppen die Insel.