Aus dem Geschichtsbuch oder History reloaded

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«Nachdem Trikoupis mit dem berühmt gewordenen Satz bedauerlicherweise sind wir bankrott die Einstellung des Schuldendienstes erklärt hatte, trat er 1893 zurück».
Im April 1897 eröffnete Griechenland einen vierwöchigen Krieg gegen das Osmanische Reich, in dem das militärisch weit unterlegene Griechenland eine ebenso demütigende wie vollständige Niederlage erlitt.
«Angesichts des Ausmasses der Kriegsniederlage von 1897 gestalteten sich die politischen Konsequenzen für Athen durchaus erträglich»: Es wurde unter anderem «zu Reparationszahlungen an das Osmanische Reich verpflichtet, die es wegen seiner desolaten Finanzen nicht leisten konnte. Tatsächlich waren diese Gelder gar nicht für die Pforte bestimmt, sondern für den Schuldendienst an europäischen Gläubigern, bei denen das Osmanische Reich schon seit Jahrzehnten hoch verschuldet war. Dies gab Anlass zur noch immer ausstehenden Regelung des griechischen Staatsbankrotts von 1893.
Im Februar 1898 wurde eine internationale Wirtschaftskontrollkommission eingerichtet, die sich aus Vertretern der drei Garantiemächte Grossbritannien, Frankreich und Russland sowie von Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien zusammensetzte. Diese übernahm die Kontrolle der griechischen Staatsfinanzen und übte sie bis zum Ersten Weltkrieg effektiv aus; formal bestand sie sogar bis 1978 fort. Es handelte sich um einen massiven Eingriff in die staatliche Souveränität Griechenlands, das damit gewissermassen zu einem Finanzprotektorat der europäischen Grossmächte wurde».

Aus: Ioannis Zelepos, Kleine Geschichte Griechenlands. Von der Staatsgründung bis heute (C. H. Beck, München 2014) 84-87.

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