Fährenstress

IMG_2232

Vor den Fähren spielen sich unter den wartenden Wagen zwei grundsätzlich verschiedene Szenarien ab, die vorauszusehen etwas Erfahrung bedarf. Während sich die Fähre langsam im Hafenbecken dreht, um sich mit dem Hinterteil der Laderampe zu nähern, kommt Bewegung unter die herumstehenden Autofahrer. Mit Gleichmut oder auch etwas nervös streben sie ihren Fahrzeugen zu. Spätestens wenn die Hydraulikpumpen der Fähre aufheulen und sich die Heckklappe sachte auf die Rampe senkt, beginnen die ersten Motoren aufzuheulen, obwohl der herausquellende Verkehr zuerst noch durchgelassen werden muss.
Nun ist es entscheidend, die richtige Taktik zu wählen. Ist die Fähre klein und der Andrang auf der Mole gross, so gilt es, sich möglichst rasch auf die Ladebrücke vorzudrängeln. Das bedarf einiger Übung, Tricks und Beharrlichkeit, um die Kontrahenten abzudrängen und selber geschickt vorzustossen. Würde einem die Einfahrt nicht gelingen, so müsste man unter Umständen eine lange Zeit auf die nächste Fähre warten. Theoretisch! Praktisch dürfte das aber kaum je eintreten, da schliesslich nur so  viele Fahrscheine verkauft werden, wie es Plätze hat. Aber eben, ganz sicher ist man ja nie...
Wenn es hingegen nur wenige Wagen hat, die einschiffen wollen, so wählt der Kluge eine andere Taktik. Er zögert die Einfahrt möglichst lange hinaus, was zu wunderlichen Szenen vor dem offen stehenden Schiffsmaul führt, dem dann die offiziellen Einweiser wild gestikulierend ein Ende setzen. Der Grund des Zögerns ist in diesem Fall nämlich folgender: Die zuletzt einfahrenden dürfen die Ladebrücke rückwärts passieren. Sie stehen dann unmittelbar vor der Klappe und können am Zielort als erste, mit aufheulendem Motor auf das Festland preschen. Durch die dort wartende Meute, die sich ihrerseits in Position bringt.
Ein Tipp für Insider: Wenn man sich an den Mittelweg hält, so kommt der Wagen weder an den Bug noch an das Heck zu stehen, sondern unter den Aufbau in der Mitte der Fähre. Die Brücke bietet im Sommer Schatten und im Winter Schutz vor Regen.

Schliesslich gibt es eine weitere Variante, die ich vorgestern in Eretria beobachtet habe. Dort hat die Fähre nämlich zwei Öffnungen, eine vorne und eine hinten. Das bedeutet, dass man sich in jedem Falle blitzartig und ergisch vordrängen muss. Nur so kommt man unmittelbar vor der gegenüberliegenden Klappe in die Poleposition zu stehen und kann bei der Ankunft garantiert als Erster losdonnern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert