Auch Kriegsmuseen sind interessant

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Der Besuch des Kriegsmuseums in Athen lohnt sich, wenn man sich für die besonderen Aspekte einer nationalen Geschichtsdarstellung interessiert, wie sie Kriegsmuseen eben bieten. Sie verraten mehr über die traditionelle Geisteshaltung und das herrschende Bewusstsein einer Nation als über deren historische Wahrheiten. Vermutlich ist das Kriegsmuseum das einzige Historische Museum, das die Geschichte Griechenlands seit der Altsteinzeit darstellt – aber eben aus einem speziellen Blickwinkel und nur bis zu einem bestimmten Punkt. Es wird vom Verteidigungsministerium geführt und soll der einzige kulturelle Nachlass der Militärdiktatur sein. Eröffnet wurde es zwar erst nach deren Sturz im Jahre 1975.
Tatsächlich ist die griechische Geschichte der letzten tausend Jahre schwierig und leidvoll mit mehreren traumatischen Höhepunkten. Nicht ohne Grund besteht in der Ausstellung zum Beispiel die 400jährige Geschichte unter der türkischen Herrschaft nur aus dem griechischen Freiheitskampf. Der unbesonnene Eroberungszug in die Türkei, der 1923 die kleinasiatische Katastrophe auslöste, hat kaum Raum gefunden. Umso ausführlicher wird der Sieg über die italienischen Invasoren im Winter 1941 gefeiert: «Griechen kämpfen nicht wie die Heroen, sondern Heroen kämpfen wie die Griechen». Ein Mantel des Schweigens liegt über dem Bürgerkrieg von 1946 bis 1949, der die griechische Gesellschaft tief gespalten und die Integrationskraft des Staates stark geschwächt hat. Er ist historisch auch nicht aufgearbeitet; angeblich hat das Parlament 1989 entschieden, alle Archive mit Polizeiakten zu verbrennen.
Die Darstellung dieser jüngsten Geschichte, so wichtig sie wäre, ist unter den momentan herrschenden Umständen ein eher heisses Eisen; man möchte sie sich dann doch lieber nicht aus der Sicht des Verteidigungsministeriums wünschen.

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